Die kleine Maus
Ein kleine Maus wohnte mit ihre Familie in einem Hinterhof. Sie war eigentlich eine glückliche Maus, sie lief den ganzen Tag umher, spielte mit den andern Mäusen. Bis eines Tages im 1. Stock des Hauses neue Mieter einzogen, die hatten ein kleinen, gelben Vogel. Sein Käfig stand am Fenster und schon morgens fing er an zu singen und endete erst Abends wenn die Nacht begann. Die kleine Maus schaute immer wieder zu dem kleinen, gelben Vogel und lauschte seiner Musik. Die Maus fing an, den kleinen Vogel nach zumachen und badete in gelber Farbe, sie wollte auch so schön sein wie der kleine Vogel, doch die anderen Mäuse lachten sie aus. Die Mutter badete sie, bis die gelbe Farbe runter war: „Du bist eine Maus und die graue Farbe des Fells ist wichtig, damit wir nicht so schnell von der Katze entdeckt werden.“ Doch die kleine Maus wollte keine Maus mehr sein, sie wollte ein Vogel sein, mit einer schönen Stimme.
So fing sie an zu singen und es klang so grässlich dass, sogar die Katzen nicht in ihre Nähe kamen.
Eines Tages als das Mäuschen wieder mal traurig zu dem kleinen Vogel hinauf sah und ihn mit ganzem Herzen beneidete, kam die alte, weiße Maus zu ihr, nahm ihre Pfoten und fragte sie: „Hast du eigentlich dem Vogel genau zugehört?“ „Ja jeden Tag lausche ich seinen wunderschönen Klängen!“ antwortet die kleine Maus. „Ich glaube du hörst nur mit den Ohren und nicht mit dem Herzen?“ Dann ging die alte Maus wieder fort. Die kleine Maus wusste nicht, was das jetzt sollte und hörte weiter dem Vogel zu, dachte aber über die Worte der Alten nach und auf einmal klang das schöne Lied von dem Vogel ganz anders, so traurig. Und jetzt wusste sie, was die Alte meinte, das was sie als „schönes“ Lied zu hören schien, war ein Trauerlied über die verlorene Freiheit und der Einsamkeit.
Ja der Vogel war einsam und eingesperrt, all der Neid war weg, jetzt fühlte sie nur noch Mitleid mit dem Vogel. Die Maus kletterte zum Fenster hoch und in den Käfig des Vogels. Sie unterhielten sich lange und als die Maus Abends zu Bett ging konnte sie lange nicht einschlafen. Am nächsten Morgen wusste die Maus was, sie tun musste. Den Vogel frei lassen konnte sie nicht, dafür war sie selbst nicht stark genug. Aber sie konnte dem kleinen, gelben Vogel viel mehr geben und das Wertvollste, was man selbst hergeben kann, sein Herz und seine Freundschaft. So kletterte sie jetzt jeden Tag hinauf zu dem Vogel, blieb den ganzen Tag bei ihm. Sie unterhielten sich, oder sie hörte ihm zu, wenn er sang. Wenn eine Katze sich den Fenster näherte, so sang die kleine Maus und die Katze lief so schnell sie konnte weg. Manchmal malte sich die kleine Maus in bunten Farben an und der Vogel sang dazu sein Lied. Die Lieder des Vogels waren so wunderschön und wenn jemand den Vogel singen hörte, so blieb man stehen und lauschte ein wenig der Musik. Man vergaß für einen Moment seinen Stress und seine Probleme und wenn man weiter ging, hatte man ein Lächeln auf den Lippen und im Herzen war ein warmer Gedanke.
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Silvia Kuballa
7/19/2022 | 16:13 Permalink
Ganz schön, weiter so
Lg Silvia